Sie hätte so schön sein können, die Zeit nach der Autonomiephase. Also so lange bis so etwas wie „Pubertät“ um die Ecke kommt. Gerade dann, wenn wir denken, dass unsere Kinder autonom(er) geworden sind (und wir unsere eigene Autonomie damit auch wieder zurückerlangen), knirscht es ordentlich. Oder wie Pippi Langstrumpf sagen würde: „Wenn das Leben in den nächsten Gang schaltet, ruckelt es immer ein bisschen.“

Kein Wunder, denn wenn aus den Größten im Kindergarten nach ein paar Wochen Sommerpause auf einmal die Kleinsten in der Schule, Tagesrhythmen durchbrochen, Anforderungen und Pflichten definiert werden und dann auch noch das, was wir brauchen, um uns „durchzubeißen“, unsere Zähne, ins Wackeln geraten, ist sie da: Die Wackelzahnpubertät. Eine Zeit der Orientierung, irgendetwas zwischen Familie und Peer Group, zwischen Eigenständigkeit und Selbstüberschätzung, kurzum- zwischen fünf und zehn Jahren.

Für uns als Eltern kann das schwierig sein. Wir atmen gerade auf, die Kinder sind „aus dem Gröbsten raus“ und dann sind sie auf einmal wieder zurück in unserem Bett und wollen von uns zur Schule gebracht werden. Und was jetzt? Für welchen Weg entscheiden wir uns? Bleiben wir „ganz nah“ bei ihnen, also in Verbindung und Beziehung, vermitteln wir, dass wir auch diesen Übergang gemeinsam schaffen oder wollen wir ein Exempel der Disziplin statuieren, die ab jetzt gefragt ist? Entscheiden wir uns für Beziehung, für den sicheren Hafen, die Anlaufstelle, an der aufgetankt werden darf, können unsere Kinder (übrigens wissenschaftlich erwiesen) ihr Selbstbewusstsein stärken, nachhaltig Selbstwirksamkeit erproben und Resilienz aufbauen. Und höchstwahrscheinlich ist es das, was sie in den nächsten (Schul-)Jahren dringend brauchen werden.   

erschienen in: Mamamia, Das Familienmagazin für Mainfranken, August/September 2022